365-Tage-Projekt: Martina verschickt jeden Tag eine Postkarte

8 Minuten Lesezeit

Ein ganzes Jahr lang jeden Tag eine Postkarte verschicken – das war der Vorsatz, den Martina Fromme sich für das Jahr 2014 gesetzt hatte. 365 Postkarten, jeden Tag eine, jede selbst geschrieben, jede selbst eingeworfen. Nummer 206 am 25. Juli ging an mich, unbekannterweise. Denn als Martina EchtPost entdeckte, hat sie mir kurzerhand eine ihrer Postkarten geschickt. Weil ich die Idee – logischerweise – ganz toll finde, habe ich Martina gebeten, mir etwas über ihr 365-Tage-Projekt zu erzählen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Jahr lang jeden Tag eine Postkarte zu verschicken? 

Die Inspiration dazu kam aus einer Kreativ-Zeitschrift. Dort gab es einen Artikel über 365-Tage-Projekte mit verschiedenen Beispielen. Die Idee, ein ganzes Jahr lang jeden Tag einen kleinen kreativen Beitrag zu leisten, hat mir gut gefallen und mich sehr gereizt. Es war Dezember und ich hatte noch ein halbes Jahr Elternzeit vor mir inklusive der Suche nach einem neuen Job. Die tägliche Portion Kreativität nach festen Spielregeln schien mir ein ganz gutes Rezept gegen drohende Langeweile und Bewerbungsfrust. 

Warum hast du dich dann für die 365 Postkarten entschieden? 

Ich wollte, dass der Aufwand meines Kreativ-Projektes nicht so groß sein würde, dass ich die Lust verlieren und nach ein paar Wochen aufgeben würde. Und ich wollte das Ganze gerne in irgendeiner Form fotografisch dokumentieren. Da ich weder so gut zeichnen, noch so gut fotografieren kann, wie ich es gern können würde, kam mir die Idee mit den Postkarten. Die könnte ich selbst gestalten oder einfach kaufen bzw. gratis in der Kneipe einsacken – wie es mir gerade passt. Den geringen Platz mit Text zu füllen, sollte für einen Schreibprofi ein Klacks sein und gleichzeitig könnte ich auch noch jeden Tag einem Freund oder Bekannten eine Freude machen. Der perfekte Plan. Bis aufs Porto. Aber daran, was mich das Ganze kosten würde, habe ich erst später gedacht. 

Welche Regeln hast du dir selbst auferlegt? 

Die wichtigste Regel: Jeden Tag ein Einwurf – sonst wäre es ja kein 365-Tage-Ding mehr. Und natürlich nur Postkarten, keine Briefe. Außerdem sollte kein Postkartenmotiv zwei Mal vorkommen und möglichst viele verschiedene Briefkästen benutzt werden, denn ich wollte die Aktion fotografisch dokumentieren. Hierzu habe ich jeden Tag ein Foto von der Postkarte in meiner Hand vor dem jeweiligen Briefkasten gemacht, immer Vorder- und Rückseite. Das Foto mit der Motivseite habe ich dann auf Facebook gepostet. Wiederholungen bzw. Standardtexte waren tabu, aber Urlaubs- und Geburtstagsgrüße sowie mehrere Karten an einen Adressaten habe ich mir gestattet, damit das Ganze nicht zu kompliziert wird. Zu diesem Zweck habe ich mir anfangs auch einen Postkarten- und Briefmarkenvorrat angelegt und eine Monatsliste erstellt, um zu planen, wem ich wann am Besten eine Karte schicke. Zum Ende des Projekts musste ich dann aber doch immer öfter spontan entscheiden, wem ich schreibe, und schnell noch zur Post flitzen, um eine Briefmarke zu besorgen.

An wen hast du die Postkarten verschickt? 

Die meisten Postkarten haben gute Freundinnen und Freunde bekommen, denen ich sonst eigentlich nicht schreibe, weil wir uns ohnehin regelmäßig sehen. Aber ich habe auch vielen alten oder weniger guten Bekannten geschrieben, zwei Ex-Freunden und natürlich meinen Kindern und meinen Eltern. Außerdem gab’s die eine oder andere Überraschungskarte für Leute, die ich abends in der Kneipe kennengelernt hatte. Ach ja, und zwei Karten habe ich dann doch tatsächlich an mich selbst geschickt. Es wäre sicher cool gewesen, 365 verschiedene Empfänger mit Postkarten zu beglücken, aber das schien mir  von Anfang an so unrealistisch, dass ich mir diese Regel nicht auferlegt habe. 

Wie waren die Reaktionen der Empfänger? 

Auf unterschiedlichste Art positiv. Nur ganz wenige haben gar nicht reagiert und beschwert hat sich niemand. Da ich die Karten ja mit Foto und einem kurzen Hinweis auf Facebook angekündigt habe, gab es dort anfangs eine Menge Kommentare. Und manchmal auch kleine Ratespielchen bezüglich des Empfängers. Meine engsten Freunde haben sich fast bei jeder Karte – und das war bei einigen ein knappes Dutzend – persönlich oder über WhatsApp bedankt. Und ich habe auch jede Menge Antwortkarten erhalten. Circa 50 Stück. Die hab ich natürlich alle verwahrt. Sie zieren noch immer eine Wand in unserem Flur. 

Weißt du, ob alle Postkarten angekommen sind? 

Hundertprozentig weiß ich das nicht. Und bei ein, zwei Karten glaube ich auch, dass sie verschwunden sind, weil ich von den Empfängern auf jeden Fall eine Reaktion erwartet hätte. Ein paar Mal hab ich's auch selbst verbockt, indem ich aus Versehen das Adressfeld leer gelassen oder eine falsche Postleitzahl eingetragen habe.  

Wie hat es sich angefühlt? Und ist es dir schwer gefallen, das Projekt bis zum Ende durchzuziehen?

Die ersten drei, vier Monate sind mir erstaunlich leicht von der Hand gegangen. Voll motiviert, gut vorbereitet, mit Karten und Marken gewappnet und einer langen Liste von Leuten, die auf jeden Fall eine Karte bekommen sollten, hab ich mich richtig warm geschrieben und manchmal fast die nächste Karte herbeigesehnt. Nach ein paar Wochen war das tägliche Schreiben und Einwerfen absolut Routine. Die Gefahr, dass ich es einfach vergesse, bestand eigentlich nicht. Und die netten Reaktionen und ersten abgehakten Monate haben mich enorm motiviert, weiter durchzuhalten. Toll war auch der April mit Geburtstagen an fast jedem Tag. Das hat es leicht gemacht. Das Schreiben war ohnehin nie ein Problem. Sobald ich einen Empfänger und die passende Karte hatte, war da auch ein Thema. Oder es gab eine tolle Karte, durch die sich Thema und Empfänger ergeben haben. Mitte des Jahres wurde es dann aber doch etwas zäh. Es gab weniger Rückmeldungen, ich musste mich bei den Empfängern wiederholen und immer öfter überwinden, abends noch zum Briefkasten zu gehen oder gar mal wieder einen anderen Briefkasten zu benutzen. Auch wenn meine Tochter inzwischen geglaubt hat, dass Postkartenschreiben mein Beruf ist, wurde mir klar, dass ich mich langsam um einen echten Job kümmern musste. Im Sommer war ich dann drei Wochen mit den Kindern zur Kur an der Ostsee. Da hat es wieder richtig Spaß gemacht. Viele neue Eindrücke, Urlaubsfeeling und alle Freunde weit weg. Hier hat das Postkartenschreiben richtig Sinn gemacht. Den neuen Schwung konnte ich dann auch ganz gut in den Herbst retten. Hab auch noch einmal ordentlich Gratiskarten abgestaubt und ein bisschen Geld in neue Motive investiert. Irgendwann konnte ich mich dann aber doch mal nicht aufraffen und musste am nächsten Tag zwei Karten einwerfen. Ein eindeutiger Regelverstoß. Das ist insgesamt vielleicht fünf, sechs Mal vorgekommen. War aber jedes Mal extrem demotivierend. Zum Glück hatte ich schon so viele Tage geschafft, sonst hätte ich vielleicht weiter geschludert und am Ende ganz aufgehört. Aber irgendwie habe ich mich durch den Oktober und November gekämpft und dann war es natürlich toll. Fast geschafft und Weihnachten als perfekten Anlass für schöne Karten mit schönen Grüßen. Fürs Ende hatte ich mir direkt zwei passende Karten besorgt: „Morgen hör ich auf“ und „Geschafft“. Als ich die eingeworfen hatte, war ich schon sehr stolz und auch ein bisschen erleichtert.

Würdest du ein solches Projekt noch einmal machen? 

Erst habe ich gedacht, dass das eine einmalige Aktion bleiben sollte. Als Wiederholung müsste ich mir schon was Besseres einfallen lassen. Und außerdem: viel zu teuer und zu anstrengend. Wahrscheinlich würde ich eh kein zweites Mal durchhalten. Inzwischen denke ich schon manchmal darüber nach, mal wieder ein „Postkartenjahr“ einzuschieben. Einfach, um mal wieder regelmäßig Freunden zu schreiben und das ein oder andere besser zu machen. Zum Beispiel bessere Fotos. Aber wie das so ist im Leben: Finanziell könnte ich die Aktion zurzeit deutlich besser verschmerzen, aber dafür mangelt es mir an Zeit. Ich muss nochmal drüber nachdenken. 2016 wird daraus sicher nichts, aber vielleicht im Jahr drauf. Andererseits fände ich auch ein ganz anderes, neues 365-Tage-Projekt toll. Mal schauen, was sich ergibt. 

Verschickst du seitdem noch Postkarten?

Ehrlich gesagt war ich weder vor noch nach dem Projekt eine große Postkartenschreiberin. Urlaubsgrüße hier und da und vielleicht mal eine spontane Gratispostkarte oder ein Geburtstagsgruß. Postkarten als Medium und kreative Ausdrucksform fand ich allerdings schon immer toll. Und das gilt nach wie vor. Hin und wieder gestalte ich sie am Computer selbst und lasse dann einen Zehnersatz drucken. Meistens als Geburtstagseinladungen oder Weihnachtskarten. Auch Gratiskarten nehme ich weiterhin mit, wenngleich die meisten dann doch irgendwann ungenutzt ins Altpapier wandern. Meine Restkarten habe ich bis auf ein paar heißgeliebte Motive einer Freundin geschenkt. Und auch wenn ich zurzeit kaum Karten schreibe, drehe ich immer gerne an Kartenständern rum und gucke, welche Sprüche und Motive es gibt. Das waren ohnehin mit die schönsten Momente: Wenn ich tolle Karten entdeckt habe und sofort wusste, zu wem sie passen oder wer sich vielleicht besonders darüber freuen könnte. Aus den Fotos, die ich beim Einwerfen gemacht habe, ist übrigens ein Fotobuch entstanden. Nur für mich zuhause. Das guck ich mir manchmal an. Leider hab ich es nicht mehr geschafft, es noch mit statistischen Notizen und kleinen Anekdoten zu einzelnen Karten zu versehen, wie ich es eigentlich vorhatte. Aber wer weiß. Vielleicht beim nächsten Mal ;-)

Martina (38) lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Dortmund. Nach Abschluss ihres Komparatistik-Studiums an der Ruhr-Universität arbeitete sie acht Jahre als Redakteurin beim UNICUM Verlag in Bochum. Ihr Intermezzo als freie Journalistin (u.a. für das DIY-Magazin Eigenwerk) und Postkartenkünstlerin beendete sie im Januar 2015 zugunsten eines "anständigen Jobs" als Werbetexterin. Nach Feierabend schreibt sie statt Postkarten jetzt wieder Einkaufszettel und To-do-Listen und investiert die eingesparten Portokosten in gute Comics und Kinderbücher.

von Anne Buch über Postkarte
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